Eine öffentlich-private Entwicklungspartnerschaft rund um Basmatireis

Im Dorf Dhamar Devi treffen wir mit über 100 Reisbäuerinnen und -Bauern zusammen. Sie erläutern uns, mit welchen neuen wassersparenden Techniken sie den Reis anbauen und wie sie in ihrer Gemeinde das Wasser effizienter nutzen, die Kanäle verbessern und unterhalten. Dhamar Devi liegt sechs Eisenbahnfahrtstunden nordöstlich von Delhi, am Fusse der ersten Hügel des Himalaya. Trotz der günstigen Versorgung mit Flusswasser aus den nahen Bergen wird das Wasser gegen Schluss der Reisanbauperiode knapp.

Die Bäuerinnen und Bauern sind deshalb stark an den neuen Anbautechniken interessiert.

„Row sowing“ – eine wassersparende Anbautechnik

Für den auf diese Weise und nach biologischen Kriterien angebauten Basmatireis erhalten die Bauernfamilien einen höheren Preis. Die indische Vermarktungsfirma, welche die Bäuerinnen und Bauern auch im biologischen Anbau berät, kauft diesen Reis auf und beliefert die Reismühle Brunnen und COOP Schweiz. COOP verkauft diesen Biobasmatireis in ihrem Naturaplan Sortiment. Zusätzlich trägt dieser Reis den Fair Trade Label. Mit den Prämien finanziert die Gemeinde den Unterhalt ihrer Wasserversorgungsinfrastruktur.

Unterhalt der Wasserleitungen
Wasserplanung

 

 

 

 

Unsere Reisegruppe umfasst Leute aller an der «Water Project» (WAPRO) Entwicklungspartnerschaft beteiligten Organisationen. Das Projekt wird von Helvetas koordiniert und ist in Indien, Pakistan, Tadjikistan und Kirgistan tätig. Es unterstützt den wassersparenden Anbau von Reis und Baumwolle.  Während die beteiligten Nahrungsmittel- und Textilfirmen die Produkte zu einem besseren Preis übernehmen, finanzieren die Mittel der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit während einer begrenzten Periode die Beratung der Bauernfamilien in den neuen Techniken und damit den Schutz des knappen (Bewässerungs-)Wassers.

Komitee der Wasserplanungskommission

Am Schluss des Besuchs zeigt der Vertreter der COOP Geschäftsleitung den Bäuerinnen und Bauern die Basmatireispakete, wie sie in den Gestellen von COOP zum Kauf angeboten werden.

Auf die Frage, warum denn die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz diesen Bioreis kaufen sollen, steht eine Bäuern auf und sagt stolz:

«It is because of its taste, its quality, its purity and the labour we put into it, this to get a good value!»

Seit Beginn dieser Vermarktung sind sieben Jahre vergangen und COOP will weitere mindestens sieben Jahre mit diesen Bauernfamilien arbeiten. Mit Helvetas und dem Beitrag der DEZA ist es gelungen, die Bioproduktion auf den Feldern mit wassersparendenden Anbautechniken und der Wasserplanung auf Gemeindeebene zu ergänzen . Diese geschieht nach internationalen Richtlinien der «Alliance for Water Stewardship» . Die wassersparende Anbauweise wiederum hat der internationale Branchenverband für nachhaltige Reisproduktion (Sustainable Rice Platform) in ihren Standard aufgenommen. Die Erfahrungen der am Projekt beteiligten Dörfer finden so Eingang in globale Richtlinien «guter landwirtschaftlicher Praxis».

Auf der Rückreise nach Delhi und im abschliessenden Workshop ist viel  von Nachhaltigkeit die Rede: Was muss geschehen, damit die Beratung der Bäuerinnen und Bauern auch nach Abschluss der DEZA-Finanzierung gewährleistet bleibt und was können dazu der öffentliche Beratungsdienst und die privaten Firmen leisten? Ebenfalls viel zu diskutieren gibt, wie die Wasserplanung der Gemeinde Teil der Wasserplanung im ganzen Flusseinzugsgebiets sein kann, für welche die Regierung die Verantwortung trägt.

Das WAPRO ist eine sogenannte öffentlich-private Entwicklungspartnerschaft. Hätte COOP auch ohne die Entwicklungsgelder in diese Wertschöpfungskette investiert? Oder öffnen Entwicklungsgelder derartige Märkte zum privaten Gewinn (von COOP und der Bauernfamilien)? Klar wird, dass COOP und die anderen beteiligten Firmen ihre Investitionen ohnehin getätigt hätten. Dank der öffentlichen Geldern kann der Reisanbau jedoch wassersparend geschehen. Zudem ermöglicht das Projekt Stabilität in der Vermarktung und damit ein berechenbares, stabiles (Zusatz-)Einkommen für die Reisbauernfamilien.

Die Lehren aus einer derartigen Entwicklungspartnerschaft sind nicht neu. Die öffentlichen Gelder im Zusammenhang mit privatwirtschaftlichen Investitionen müssen einen Gewinn im öffentlichen Interesse – hier der schonende Umgang mit knappem Wasser – schaffen. Wenn dies gleichzeitig zu einem verbesserten Markt nachhaltig produzierter Güter mit einem Einkommensgewinn für die Produzent*innen führt, dann ist dies zusätzlich positiv. Entwicklungszusammenarbeit darf jedoch nicht Wirtschaftsförderung allein sein. Sie kümmert sich um die Einkommensverhältnisse – hier der Kleinbauernfamilien – und um die natürlichen Grundlagen – hier das Bewässerungswasser als ein öffentliches Gut. Wenn dies die privaten Firmen akzeptieren, kann eine derartige Entwicklungspartnerschaft erfolgreich für alle sein.

Weitere Artikel:
Helvetas WAPRO Factsheet
DEZA-News 28.2.2018: „More rice with less water“
Newsletter DEZA-Netzwerk „Agriculture & Food Security“: „WAPRO Live“

Webseiten:
Sustainable Rice Platform
Alliance for Water Stewardship
Helvetas WAPRO
COOP Biobasmatireis
COOP Basmati-Linsen-Quinoa-Mix

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Eine öffentlich-private Entwicklungspartnerschaft rund um Basmatireis“

  1. Herzlichen Dank für diesen spannenden Beitrag. Mich erinnert dies an meine Delhi Zeit. Ich hatte nämlich 2 oder 3 Visagesuche auf meinem Tisch von diesen Reisbauern, welche zur Besprechungen in die Schweiz wollten. Nach telefonischer Rücksprache mit der einladenden Firma (Reismühle Brunnen) war ich über die Seriösität des Projekts überzeugt. Schön zu lesen, dass es gut läuft

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